Poetries – Ge­dan­ken­flüge

Die Poetries von Annette Hölzl sind auf- und absteigende Gedankenflüge. Manchmal kreisen sie in gewonnenen Höhen, manchmal stürzen sie ab in die Niederungen des Alltags. Sie sind wie ein Funkenflug, stürmisch und explosiv, oder schweben sanft und fantasiereich zwischen den Welten. Manchmal sind sie ein Langstreckenflug durch Menschliches und Allzumenschliches, manchmal ein wortgewaltiger Sturzflug. Aber immer sind sie ein spannender Ausflug hinter den Horizont.

Übrigens: Hinter dem Horizont geht die Erde einfach weiter. Weil sie eine Kugel ist. Wie weit jemand sehen kann, hängt von seiner Größe ab, die sich nicht nur am Äußerlichen bemisst …

Reisen und Urlaub

Das Meer hat angerufen. Vor dem Frühstück.
Wo ich denn bleibe. Wir haben ein Date.

Ich freue mich schon darauf, wie du in meine Gedanken brandest
Du wirst wieder mit mir diskutieren, scharfe Fragen stellen
Meine Argumente vom Sandflug rundschmirgeln lassen
Schwere Stimmungen vom Winde verwehen

Du bist ein Kraftprotz, schiebst Containerberge westwärts
Bist ein sympathischer Protz, trägst auch mich
Der Weltenkreislauf ist in jedem deiner Salztropfen
Flüstert sein Geheimnis in meine Haut

Zusammen mit dem Wind raspelst du Muschelspiralen zu Sand
Der meinen Hüften schmeichelt und Wege ebnet
Im Team mit dem Mond erfindest du Gezeiten
Sie modellieren dein Ufer und meine Gehzeiten

Extra für mich schöpfst du Strandgut aus deiner Tiefe
Die gelbe Boje blinkt in der Dämmerung in den Sand
Nutzlos, zweckfrei, schön und geheimnisvoll
Du bist ein Künstler, gestaltest Leben

Der Rhythmus deiner Wellen gibt mir den Swing
Im Lärm deiner Brandung finde ich meinen Ton
Zum Abschied schenkst du mir einen Regenbogen
Der Schatz an seinen Enden bleibt dein Geheimnis

Schön dass du mein Freund bist. Gern wäre ich ein wenig wie du.
Vielleicht packe ich dich ein und nehme dich mit nach Hause.

Dicke Luft beim Flug nach Island
Die globale Mobilität der Business-Class
Leidet unter dem Wutausbruch der Flugsicherung

Dem Lastminute-Angebot fluglärmfreier Tage
Setzt die aschfahle Fluggesellschaft
Sichtlose Sightseeing-Flüge entgegen

Die Maschine trudelt zwischen Aschewolken
Und delegiert die Verantwortung
Für die frische Luft an den Kapitän

Bitte das Jammern einstellen
Und die Feinstaubplakette hochklappen
Wir setzen zur Notlandung an

Die explodierende Natur
Streut sich in der Fluglounge
Asche aufs Haupt

Ich Hexe gehe auf dem Holzweg
In des Teufels Küche
Und pfeife aus dem letzten Loch

Statt bei meinen Leisten zu bleiben
Brate ich mir einen Storch,
Und beiße mir die Zähne daran aus

Ich werde mir Neue wachsen lassen
Meinen alten Zopf abschneiden
Und noch einen Zahn zulegen

Ich bin dann mal weg – hab mich aus dem Staub gemacht
Mich in Sicherheit vor mir selbst gebracht

Ich bin verschwunden
Bin geflüchtet, abgehauen, fort
Stelle den Alltag zur Rede an meinem Zufluchtsort

Ich bin einfach weg
Habe Fersengeld gegeben
Für einen Perspektivenwechsel in meinem Leben

Am Seeufer lasse ich meine Gedanken schweben
Sie haben alte Wellen kurzerhand überflogen
Und meinen Horizont in die Breite gezogen

Ich denke einfach „was wäre wenn…“
Und mein Denken bekommt eine Dynamik nach oben
Die Fluchtpunktperspektive hat sich über das Wasser verschoben

Der See hat mein Denken wieder gradlinig gemacht
Meine krummen Gefühle sind trotzdem nicht gefährdet
Der Himmel über mir ist wieder geerdet

Im Wasser erkenne ich meinen roten Faden
Ich bin dann mal da – und gehe baden

Am Fluss hinter den sieben Bergen meines Lebens
Schaue ich in das Hochwasser über dem Wehr
Wie in einen braun lackierten Spiegel

Spieglein, Spieglein ohne Wand
Sag, was zählt im ganzen Land
Preis oder Wert, Titel oder Inhalt
Status, Masse oder Vielfalt

Plötzlich wird mein Spiegelbild
Von einem herabstürzenden Kahn zerrissen
Er geht in den Spiegelscherben unter

Meine Augen saugen das Boot
Aus der schäumenden Walze
Tausendundeine Nacht lang

Spieglein, Spieglein ohne Wand
Sag, was zählt im ganzen Land
Preis oder Wert, Titel oder Inhalt
Status, Masse oder Vielfalt

Das Leben bietet mir den vergifteten Apfel
Doch ich wage den Sprung in die Tiefe
Und ertrinke in den Spiegelscherben

Weit hinter den sieben Fragen
Hüpft der Kahn aus dem Strudel
Auf ihm reitend schaue ich zurück

Spieglein, Spieglein ohne Wand
Sag, was zählt im ganzen Land
DU! Ruft der Spiegel überm Wehr
Und hält mir den Werte-Spiegel vor

Was macht mir Nahweh
Was macht mich traurig
Fernweh!

Was macht mich launisch
Und unausstehlich
Fernweh!

Was macht mich unruhig
Bringt mich zum Träumen
Fernweh!

Was weht mich an
Und bricht mich auf
Fernweh!

Was zwingt mich
Auf die Abbiegespur
Fernweh!

Ich bin dann mal weg.

Schreiben und Lesen

Ein Anflug von Säure
Ein Aroma von Leder
Der Geruch von gebleichtem
Geleimtem, gewalztem
Geschnittenem Holz
Der Geschmack von Papier
Parfümiert mit Druckerschwärze

Hokuspokus
Magische Zeichen,
Spiel der Buchstaben,
Wirbelsturm der Worte
Aus der Tiefe des Universums
Zu Gedanken, Geschöpfen,
Schicksalen und Welten geformt

In immer neuer Bedeutung
Geschichten erzählend
Fragen beantwortend
Wirklichkeit erweiternd
Lebendiger Zauber
Auch ungelesen ein Vermächtnis
Fantastischer Energie

Keinen Tiefsinn dichten
Kein Worträtsel mischen
Es liegt nicht im Wort
Es liegt dazwischen

Lass weg was stört
Dass das Gedicht
Dein Bild
Zwischen den Zeilen hört

Keinen Tiefsinn dichten
Kein Worträtsel mischen
Es liegt nicht im Wort
Es liegt dazwischen

Gib Bildern Raum
Lass weg was geht
So dass die Dichterzeile
Nur dazwischen steht

Gib Deutung Platz
Die Lösung liegt
In einem einzigen Satz
Schreib einfach – das ist der Poetenschatz

Keinen Tiefsinn dichten
Kein Worträtsel mischen
Es liegt nicht im Wort
Es liegt – einfach – dazwischen

Ich liebe Gedichte
Überfluss des Reims
Rhythmus der Zunge
Rollende Konsonanten
Zwischen den Zähnen
Vokale tropfen
Worte gießend wie Blumen

Ich liebe Gedichte
Sie welken nicht
Dicht Gelerntes
Im Kopf gepflanzt
Keimt ohne Stimme
Im Humus des Gehirns
Ohne Unkraut leichter Worte

Ich liebe Gedichte.
Buchstabenkeimlinge
Wurzeln im Herzen
Meine Seele erntet
Wortfrüchte
Auf Vorrat lagernd
Wie Eingemachtes im Keller

Daktylus Daktylus Daktylus
Daktylus Daktylus hm ta ta
Hm ta ta hm ta ta hm ta ta

Kühn wogt das Wort
Unterm Busen des Weibs
Mit der Lanze

Sie bricht sie für sich und für dich
Für das Leben
Fürs Ganze

Dreier streicht hebend
Und senkend
Die Nabel der Welt

Höre Geliebter wer dichtet
Und tastet und wagt
Der gefällt

Hm ta ta
Hm ta ta
Oder auch nicht

Ta ta hm ta ta
Na und –
Ta hm

Heute hab ich mich besucht
habe eine Eintrittskarte in mein Poesiealbum gebucht.
Ich fütterte es mit Reimen, bis Text rollt
wie beim Brechten Berthold.
Bin nicht Schiller, dessen Glocke
mich Frau nicht schillerlocke-
n kann, bin nicht Goethe
nicht bitter nicht böse
bin nicht Erich Kästner, der Läst’rer
nicht Wilhelm Tell und nicht Shakespeare
bin sexier, schreib die Texte hier
trink lieber Rotwein statt Bier.

Reime nicht wie Heinrich Heine
mach damit auch keine Scheine
aber schein wie Morgenstern
weil ich aus den Worten lern.
Bin nicht Richter und Henker
für Dichter und Denker
auch wenn ich ab und zu von Hesse
und von der Dürre mattgelesen
das Wesen-
tliche im Leben ermesse.
Wo lohnt sich mehr Einsatz, mehr Rose
mehr Ausländer mehr Soße
aufm Döner und schöner
Wohnen mit Robert, der gernhardt
zu lesen was in den Sternen steht
und im Spiegel nicht verloren geht?

Bin richtig für ganz bestimmte Orte
für bestimmte Situationen und Personen
werde mich dafür mit Droste-Hülshoff belohnen
lasse die Eiche im Dorff, bin nicht optimierungspflichtig
aber wie meine Brüder Grimm natürlich supertüchtig.
Ich suche die Ideale meiner Vergangenheit
habe Hoffnung vorm Fallersleben
nicht dreist lese ich Kleist und Jung
weil ich mich so fühle im Gewühle meiner Mörikekeiten
Herrschaftszeiten!
Kann mich mal bitte jemand durch dieses
Edgar Allen-lange Poe-siealbum leiten?

Mensch und Leben

Ich bin ich
Lebe meinen Stil
Ich bin ich
Tue was ich will

Ich werde nie sagen, was alle sagen
Will es wagen wenn’s alle nicht wagen
Will mich nicht beugen, bücken verbiegen
Status und Macht werden mich nicht besiegen
Ich will leben, wie ich muss
Bestimme mich selbst, schwimme gegen den Fluss

Ich bin ich
Lebe meinen Stil
Ich bin ich
Tue was ich wirklich will

Will mich empören und engagieren
Mich nicht im Unwesentlichen verlieren
Ich muss es wagen, stelle die Fragen
Bin Sammler und Jäger, Denker und Schräger
Frau, Mutter, Geliebte, mal Herr oder Knecht
Lieg‘ nicht immer falsch, bin nicht immer im Recht

Aber ich bin ich
Lebe meinen ureigenen Stil
Ich bin ich
Tue was ich will

Ich habe beschlossen, mich für mich zu entscheiden
Will mich nie vergleichen, niemanden beneiden
Werde mein Ego immer wieder besiegen
Lass mir meine Werte nicht verbiegen
Ich will leben mit Gehalt und Sinn
Ich bin –
Ich

Läuft bei mir
Seitwärts, rückwärts, bergab
Hüpft mein Künstlerherz
Auf Tempo gibt es keinen Rabatt

Ich bin der Erfolgs-Welt abhandengekommen
In der ich all meine Zeit verbracht
Sie hat ein Jahr nichts von mir vernommen
Denn ich habe nur noch Erfolgsfreies gemacht

Läuft bei mir
Seitwärts, rückwärts, bergab
Hüpft mein Künstlerherz
Auf Tempo gibt es keinen Rabatt

In meiner alten Welt gilt: Erfolg ist das was folgt
Wenn du schreibst und spielst was der Markt befiehlt
Dann wird was du machst zu Gold
Vorwärts! Bergauf! Streng dich an und lauf!

Läuft bei mir
Seitwärts, rückwärts, bergab
Hüpft mein Künstlerherz
Zeit ist nicht mehr knapp

Meine Seele ist ein Kaleidoskop
Ich habe sie im Rückwärtslauf gekippt
In meinem Langweile-Workshop
Hab ich mich in ihre neuen Bilder verliebt

In meiner alten Welt gilt: Erfolg ist das was folgt
Wenn du schreibst und spielst was der Markt befiehlt
Dann wird was du machst zu Gold
Vorwärts! Bergauf! Streng dich an und lauf!

Läuft bei mir
Seitwärts, rückwärts, bergab
Hüpft mein Künstlerherz
Raus aus dem Mainstream-Grab

Jetzt entdecke ich den Unterschied
Vielleicht trage ich ihn irgendwann in die Welt
Oder ich schreibe nur ein kleines Gedicht
Das vom Zeitvergeuden erzählt

Läuft bei mir
Seitwärts, rückwärts, bergauf
Hüpft mein Künstlerherz
Schöpft aus dem leeren Lauf

Kann mir jemand bitte mal das Wasser reichen
Kann mich mal jemand – mit allen Wassern waschen
Ich werde mich dann nur noch mit mir selbst vergleichen
Und gieße mir statt Wasser – Wein in meine Taschen

Gestern hat mir jemand ´nen kalten Guss verabreicht
Vielleicht ist es einer, der mit Wasser um Mühlen herumschleicht
Ich hab jedoch das Kind nicht mit dem Bade ausgeleert
Sondern lieber mit Humor meine Selbstfreundschaft vermehrt

Gestern hat mir jemand das Wasser abgegraben
Und spendiert mir wässrig lächelnd, weitere miese Gaben
Ich pfeife auf mein Wasser bis zum Hals
Und löffle meine Suppe fröhlich ohne Salz

Kann mir jemand bitte mal das Wasser reichen
Kann mich mal jemand – mit allen Wassern waschen
Ich werde mich dann nur noch mit mir selbst vergleichen
Und gieße mir statt Wasser – Wein in meine Taschen

Tropf tropf tropftropf
Steter Tropfen höhlt das Selbst
Ich spanne mir den Schirm
Tropf tropf tropftropf
Steter Tropfen höhlt das Selbst
Ich lasse los, denn in mein Hirn
Ist der Sinn tröpfchenweise eingesickert
Tropf tropf tropftropf
Steter Tropfen höht das Selbst
Und die Magie der Welt in meinem Kopf
Bin ein reicher Tropf

Kann mir jemand bitte mal das Wasser reichen
Kann mich mal jemand – mit allen Wassern waschen
Ich werde mich dann nur noch mit mir selbst vergleichen
Und gieße mir statt Wasser – Wein in meine Taschen

Gestern habe ich den Sturm im Wasserglas entfacht
Kein Wässerchen getrübt und über mich gelacht
In diesem Text kann ich das Wasser aufwärts fließen lassen
Jetzt mache ich das auch im Leben, ich kann es kaum fassen

Ich reiche mir ab heute einfach selbst das Wasser
Der Schnee von gestern wird auf diese Weise auch nicht nasser
Ich gehe ins Wasser – aber nur um zu schwimmen
Und um gegen den Fluss Lebensideen auszusinnen.

Vielen Dank, vielen Dank fürs Wasser reichen
Vielen Dank fürs mit allen Wassern waschen
Jetzt werde ich mich nur noch mit mir selbst vergleichen
Es fließt das Lebenselixier aus all meinen Taschen

In die Welt gesandt
Darfst du dich entfalten
Darfst suchend ausprobieren
Deine Stärke zu erhalten
Darfst deinen Wert betrachten
Dich selbst lieben und achten
Und ohne Frist, sein der du bist

Lass dich von Wünschen leiten
Und du darfst erleben
Wie sich die Einzelheiten
Wie von selbst ergeben
Es ist egal was andre von dir denken
Sie werden deine Schritte
Nicht zum Erfolge lenken
Hör nicht zu und bleib in deiner Mitte

Lass los und vertrau, dass was ist genau
So sein soll und du spürst
Die Kraft in dir, die du zum Sieger kürst
Sie zeigt dir den Weg
Deine Lebenspuren fügen sich
Und du läufst im Licht

In die Welt gesandt
Kannst du dich entfalten
Kannst suchend ausprobieren
Deine Stärke zu erhalten
Kannst deinen Wert betrachten
Dich selbst lieben und achten
Und ohne Frist, sein der du bist

Der Sinn kommt von innen
Der Lebensströme lenkt
Erworben und geschenkt
Dann wird in dir beginnen
Was Träumen dienlich ist
Und es wird leicht, zu sein der du bist

Pflanze den Keim von Liebe und Lachen
und du wirst im Hier und Jetzt erwachen
Wer dich verletzt wird vom Schicksal erzogen
Du bleibst frei und unverbogen
Weil du stark bist und autark bist
Weil du weißt, dass Unfreiheit Quark ist

In die Welt gesandt
Sollst du dich entfalten
Sollst suchend ausprobieren
Deine Stärke zu erhalten
Sollst deinen Wert betrachten
Dich selbst lieben und achten
Und ohne Frist, sein der du bist

In der Mitte der Stille
Keimt dein Wille
So dass du auch im Regen tanzt
Weil du weißt, dass du alles kannst
Was du dir zutraust
und nicht nur zuschaust
Sondern mitten ins Leben springst
Fehlschläge nieder ringst
Dein Glück selbst zum Verweilen bringst

In die Welt gesandt
Willst du dich entfalten
Willst suchend ausprobieren
Deine Stärke zu erhalten
Willst deinen Wert betrachten
Dich selbst lieben und achten
Und ohne Frist, sein der du bist

Du denkst das Leben ist nicht schwer
Doch dann kommt von irgendwo das Pech daher
Haftet schattengleich
An Unglück bist du plötzlich reich
Der Ellenbogen boxt dich durch den Treibsand
Das Leben spielt die Bälle gleich
Mitten ins Gesicht weil die Abwehr fehlt
Deine guten Tage sind momentan gezählt

Darum stehst du im Tor
Manchmal auch davor
Und gibst nie auf
Weil du keinen Ball verlor-
En gibst

Dein Denken ist ein Kraftfeld
Dem die Kraft fehlt
Wenn es die Fehler zählt
Bis dein Selbst ins Bodenlose fällt
Du hast doch gelernt wie du das Leben anschaust
Dich vor ihm aufbaust
Seine Karten liest
Und die Strategie siehst
Darum stehst du im Tor
Mach dir doch nichts vor
Du gibst nicht auf
Weil du keinen Ball verlor-
En gibst

Glaub an dich und deine Kraft
Singt der Vogel auf dem Tor
Noch in der Nacht
Deshalb darfst du träumen
Um alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen
Du brauchst keine Abwehr
Du bist selbst der – im Tor sich breit macht
Und die Bälle anlacht

Darum stehst du im Tor
Manchmal auch davor
Und gibst nie auf
Weil du keinen Ball verlor-
En gibst

Alles ist am Boden außer deiner Faust
Die saust – durch die Luft
Weil du immer wieder aufstehst
Deinen Weg gehst
Mit dem Leben handelst
Und den freien Fall in Glück verwandelst
Gib dir selbst die Hand – bring dich ins Spiel
Mit Sinn und Verstand

Darum stehst du im Tor
Manchmal auch davor
Und gibst nie auf
Weil du keinen Ball verlor-
En gibst
Darum stehst du im Tor
Und gibst nie auf
Weil du das Spiel des Lebens liebst

Meine Gefühle sind grün
Aufbruchsgrün
Frisch gemähtes Grasgrün
Roggenfelderwellengrün
Sogar das Grün der Ampel leuchtet grüner

Meine Zuversicht blüht grün
Grün hinter den Ohren
Wie frechgrüne Lindenblättchen
Hoffnungsgrün hinterm Horizont
Auch der Monolog der Lerche klingt grün

Paradiesgrün mischt sich mit Apfelgrün
In Verheißung der Frucht
Verdichten sich Frühlingsgedichte
In einem grünen Punkt:
Alles auf Anfang für die Ewigkeit

Nur das Weltgeschehen ist grünblind
Der Osten ist olivgrün getarnt
Giftgrüne Weltmachtfantasien rüsten auf
Oldtimerpanzergrün ist auf dem Vormarsch
Friedenspläne haben Grünspan angesetzt

Und dazwischen trotzalledem ein rapsgelber Klecks…

Musik und Komposition

Was du in Facebook siehst
Ich bin Pianist
Muss überhaupt nichts tun
Spiele Bach, Blues und Liszt
Kann auf Lorbeeren ruh‘n
Mein Manager ist genial
Mein Drummer total krass
Das Netzwerk meiner Agentur
Bringt Aufträge en masse
Alles Fake, oder was?

Als Alleskönner
Und Meetingwinner
Mit Perfektion
Und Multioption
Jobbt mein Dreamteam
Dauer-inspiriert
Alles fake und inszeniert?

Was du in Facebook siehst
Ich bin Pianist
Muss überhaupt nichts tun
Spiele Bach, Blues und Liszt
Kann auf Lorbeeren ruh‘n
Mein Manager ist genial
Mein Drummer total krass
Das Netzwerk meiner Agentur
Bringt Aufträge en masse
Alles Fake, oder was?

Der Oberhammer
Ist mein Drummer
Er trainiert total versiert
Takt und Tempo, Tricks und Timing
Drum-Pad und Triangel
Alles Fake und Likes-Gerangel?

Ich bin Pianist,
Was will ich wirklich tun
Spiele Bach, Chopin und Liszt
Will ich darauf ruh’n?

Ich bewundere die Klassiker und spiele sie hier
Will aber nicht nur covern auf meinem Klavier
Ich bin der Klavier-Solist, der nicht vergisst
Dass das Beste der Musik – in Noten nicht zu finden ist
Ich bin der Pianist, der Flagge hisst
Und alte Melodien mit dem Sound von heute mixt

Geh jetzt auf Facebook und du siehst
Ich bin der lorbeerfreie Pianist
Habe Liszt mit Funk gemixt
Chopin mit Blues und ganz gewitzt
Boogie -Woogie und Herrn Bach
Ach – genau das gibt mir Spaß und Sinn
Kein Fake – denn ich bin
die PianisTIN!

The Self-service Music Dinner
Boiled Mix in Concert
Is now open

Piano, Drums and Sticks
Mit Spielfreude gewürzte Leckerbissen
Lang gelagerte Classics
Tröpfelnde Triller und
Heiße Liebe zu abgebrühtem Groove

Ein hartgesottener Trommelfan
Serviert gut abgelagert
Den Zusammenklang
Von Denken und Rhythmus
Mit chinesischen Stäbchen

Die frischgehaltene Tastateurin
Heizt abgestandenen Tönen ein
Und tischt sie gut abgeschmeckt
Mit eingelegten Gefühlen
Sowie delikaten Vollwertakkorden auf

The Self-service Music Dinner
Boiled Mix in Concert
Is now open

Gewürzt mit deftigen Diskussionen
Und tiefgekühlter Probendisziplin
Unterbrochen von süffigen Pausensnacks
Werden halbgare Soli eingelegt
Und abgebrüht serviert.

Zum Dessert kredenzen
Zwei gut abgehangene Partner
Als taktvollen Ohrenschmaus
Locker überschäumende
Mousse au Blues.

The Self-service Music Dinner
Boiled Mix in Concert
Is now open

Das Duo spielt
Mit vier Händen vier Füßen
Und zwei Herzen eine Musik
In Köpfe und Herzen der Hörer

Eine Hand wird zum dritten Ohr
Ein Fuß zum fünften Auge
Der Kopf hört jede Laune voraus
Das Herz ist voller Lachen

Die Musik eint Jahrhunderte
Ihr Beat schlägt für das
Wonach alle hungern

Harmonie

Ich mache eine Reise
Und suche Töne
Sammle auf die Weise
Laute, leise, schöne
Sekunden und Terzen
Belieben zu scherzen
Die unbeugsam harten
Quarten warten auf Quinten und Oktaven
Die seit hundert Jahren schlafen

Runter von den Podesten,
Den Starkult nicht mästen
Musik und Kunst mit Götterfunken
Gibt es nicht auf dem Podest
Stillstand ist nie feuertrunken
Sondern gibt der Kunst den Rest

Ich sing‘ das Leitmotiv
Es rinnt warm durch meine Ohren
Es muss ‘nen Wurm haben
Sonst hätt‘ ich es verloren
Es ist mir ganz egal ob Rhapsodie oder Ballade
Blues, Rock, Pop, Funk, oder ‘ne Sonate
Egal ob Bach, Mozart, Jazz oder Liszt
Ich finde überall Musik – in der ein Zauber ist

Runter von den Podesten
Den Starkult nicht mästen
Musik und Kunst mit Götterfunken
Gibt es nicht auf dem Podest
Stillstand ist nie feuertrunken
Sondern gibt der Kunst den Rest

Es sind die sogenannten
Als Klassiker bekannten
Die auf ihrem Sockel
Wie versteinerte Gockel
Verharren und erstarren müssen
Ich werde sie küssen,
Bis sie selbst vom Sockel hüpfen
Ihre Seelen aus den Marmorrippen schlüpfen
Und mit sanften Flügeln binden
Was die Mode streng geteilt
Dann finden wir Musik
Die nicht nur im Elysium weilt

Runter von den Podesten
Den Starkult nicht mästen
Musik und Kunst mit Götterfunken
Gibt es nicht auf dem Podest
Stillstand ist nie feuertrunken
Sondern gibt der Kunst den Rest

Hier tanzt das alte Motiv
Sich jung und attraktiv
Um Freunde zu finden
In Tonart zu binden
In Tasten drücken
Ein Ohr zu beglücken

Musik und Kunst mit Götterfunken
Gibt es nicht auf dem Podest
Stillstand ist nie feuertrunken
Sondern gibt der Kunst den Rest
Musik und Kunst mit Götterfunken
Gibt es nicht auf dem Podest

Überfluss im Vogelschutzgebiet
Grenzenlose Auswahl
Siebschnäbel, Löffelschnäbel, Kauschnäbel
Raspelschnäbel, Knackschnäbel, Zermahlschnäbel
Spucken unverdauliche Reste aus

Ich teile ihren Trieb
Suche heißhungrig Futter
Im Töneschutzgebiet
Gefiltert, geknackt, gekaut, wiedergekäut
Spucke ich verdauliche Reste

Aufs Klavier

Lackschwarz geduckt, bereit zum Flug
Drei stämmige Meterbeine, achtundachtzig Zähne gebleckt
Weiß schwarz weiß schwarz weiß weiß schwarz
Lauern auf den Zähnezähmer

Achtundachtzig gegen zehn
Zähne streicheln, weiterfingern
Es beißt, es schnappt, es heult wie ein Wolf
Beim Zähnezähmer rinnt der Schweiß

Perlen zwischen die Zähne, Tonperlen
Es horcht, es summt, es stampft, es schwingt
Achtundachtzig Zähne weiß schwarz weiß schwarz weiß weiß schwarz
Klappern im Takt

Abflügeln!

Pandemie und Corona

Viel Raum, wenig frei
Viel Anfang, wenig Zauber

Viele Gedanken, wenig Gespräche
Viel Stille, wenig Gelächter

Viele Augen, wenig Blicke
Viel Auseinander, wenig Zusammen

Viel Warten, wenig Tun
Viel Alb, wenig Traum

Viel Abstand, wenig Halten
Viel Welt, viel Raum

Vielzuviel

Während Europa im Trüben nach der sozialen Marktwirtschaft fischt und an virusvernichtenden Grenzzäunen tüftelt, werfen Schiffe globale Glaubenssätze  mit den Flüchtlingen über Bord und der Kapitalisten-Hamster drängt zum Golde um zu horten, was man in Quarantäne nicht braucht.

Während den zweieinhalbtausend virologischen und virounlogischen Sondersendungen pro Tag müssen ebenso viele Kniebeugen nach Anleitung des digitalen Hometrainers absolviert werden.

Die Achterbahnfahrten der Wasenbesucher ersetzt der Homo-Coronius, indem er den Argumenten der virologischen Alleswissenschaftlern folgt.

Die Reproduktionszahl der Verschwörungsinfizierten steigt auf Eintausend pro Sekunde, deren IQ-Fieberkurve sinkt gleichzeitig auf unter Raumtemperatur.

In den Fankurven der Fußballstadien rülpsen die gesichtsmaskierten Geister Schlachtgesänge, während der einsame Zuschauer im Fernsehsessel das letzte Popcorn vom Kinobesuch vor dreißig Jahren genießt.

In Kaufhäusern unter fünf Quadratmetern werden Todeszonen abgesperrt, wenn Schaufensterpuppen husten und im Zubringerbus fallen in jeder Kurve Atemmasken von der Decke.

Die Drehbühnen in den Theatern krächzen rostige Demokratiegedichte, während die Scheinwerfer ihren Schein auf schauspielernde Verschwörungs-Komparsen werfen.

Sogar nachts im Museum ist es geisterhaft still und Künstler Raffael wird mit O zur süßen Versuchung für einsame Balkonier.

Atemlos durch die Nacht ist der einzige erlaubte Song auf Spotify, da er das Ansteckungsrisiko auf Null setzt. Allen anderen Sängern und Instrumentalisten ist das Musizieren nur noch in Baumärkten gestattet. Hier entsteht die neue alternative Do-it-yourself-Kultur.

Der vertrocknete Humus im Kühlschrank der letzten Szenekneipe, die noch nicht abgerissen ist, wird für die heimische Tomatenpflanzung verwendet.

Bestseller für den Quarantäne-Coronier ist das Reisebuch „Die schönsten Urlaubsziele im Umkreis von drei Kilometern“ und „Robert kocht“, virusfreie Rezepte eines Tier-Mediziners mit Machtgelüsten.

Erfolgreiche Frauen posten Schönheitstipps gegen Corona-Falten aus der Homeoffice-Hölle. Im Hintergrund rufen zwei schulbefreite Quälgeister gegen das stundenweise Handyverbot zu einer weltweiten Demo per WhatsApp auf.

Greta, Angela und Bill sind als Virus-Erfinder überführt. Greta freut sich über die Delfine in den Abwasserkanälen, Bill impft sich selbst mit Milliarden und Angela feiert Öffnungsorgien mit der Immunitäts-App.

Die nächste Normalitätsorgie ist für das Jahr 2170 angesetzt, um das einhundertfünfzigjährige Bestehen der Pandemie gebührend mit gebührendem Abstand weltweit zu feiern. Jedoch nur, wenn bis dahin die Reproduktionszahl bei minus zwei liegt, also jeder Mensch nur noch zwei Virusse ansteckt.

Anker unserer Gesellschaft
Zubringer für Gastronomie und Handel
Sozialer Kitt und Freudebringer
Brennglas für Nöte der Gesellschaft
Seelische Erbauung, Party, Event
Spiegel und Korrektiv von Meinungen und Haltungen

Kultur – was war das noch gleich?
Durchhalteparolen, Haushaltssondermittel
Digitale Konzerte, Zoom Jams
Virtuelle Museumsrundgänge
Streaming-Tsunami aus Wohnzimmern
Stars und Mainstream via Computer

Kultur – was war das noch gleich?
Filme, Bilderfluten?
Ohne Tiefe, ohne Raum?
Ohne Künstler mit Ideen und Energie?
Ohne Publikum mit Empfindungen?
Ohne Erinnerung an das live Erlebte?

Kultur – was war das noch gleich?
Ein überfordertes Publikum
Zappt sich einsam
Durch zweidimensionale Bilderfolgen

Umsonst.

Die Corone der Schöpfung
Sie tanzt und singt,
Die Corone der Schöpfung
Sie wächst und minnt

Die Corone der Schöpfung
Liebt Mammon und Macht
Die Corone der Schöpfung
Macht den Tag geistig zur Nacht

Sie reitet mit Schaum vor dem offenen Mund
Gierig die Welle in den tödlichen Schlund
Setzt sich dem Globus als Krone auf
Ist schon längst auf dem Zahnfleisch und pfeift darauf

Die Coronen der Schöpfung
Sie malochen und feien
Die Coronen der Schöpfung
Bringen den Globus zum Eiern

Die Corone der Schöpfung
Ist noch gar nicht geschaffen
Sie entsteht erst am achten Tag
Nach den Menschen und Affen

Die Osterglocken lärmen,
Die Schlüsselblumen wärmen
Mit Gelb.

Die bunten Tulpen gähnen
Die Gänseblümchen wähnen
Sich sicher.

Die Natur fletscht die Zähne
Der Virushorror lähme
Das Höher, Schneller, Weiter.

Menschenhamster horten
Für Quarantäne allerorten
Was niemand braucht.

Sars, Schweinepest und Grippe
Wir tanzen auf der Schippe
Wohin?

System und Relevanzen
Beginnen neu zu tanzen
Wie lang?

Die heiße Luft des Virus
Bläst Populisten hirnlos
Hinfort.

Der blaue Himmel schweiget
Die Flugindustrie leidet
Sich gesund.

Digital-Giganten und
Network-Sympathisanten
Im Flow.

In analogen Träumen
Umarmen wir nun Bäume
Allein

Die Kultur ist verschwunden
Streamt im Netz ihre Kunden
Umsonst.

Der Globus war ein schwerer
Nun wird er immer leerer
Und grün.

Weihnachten und Neujahr

Ich brenne, ich brenne gern für dich
Liege nicht im Regal wo es sicher ist
Im Fach für die, die nichts abgeben wollen
Die nicht wissen, wofür sie da sein sollen

Ich brenne, leuchte und funkle für dich
Du hast mich nicht nötig, darum brauchst du mich
Heut gibt’s die Glühbirne für banales Licht
Ich bin Symbol für die Innensicht

Ich brenne mit meiner Flamme für dich
Versammle doch deine Freunde um mich
Mein Minilagerfeuer hält was es verspricht
Es wärmt und ermutigt und erweitert die Sicht

Ich brenne, ich brenne immer für dich
Denn das macht den Unterschied für mich
Ich geb’ etwas von mir, strahle Licht und Wärme ab
Nehme dafür innere Helligkeit mit in mein Grab

Ich brenne, funkle und leuchte für dich
Das macht mich unsterblich innerlich
Ich bin ein Joker in deinem Lebensspiel
Verschenke mich selbst, das ist Sinn und Ziel

Alle Jahre wieder
Steht das Christkind vor der Tür
Morgen kommt die Weihnachtsfrau
Vielleicht zu dir und mir

Die Weihnachtsfrau die glaubt an mich
Besinnt mich auf besinnliche Tage
Ich erfinde Xmas-Songs zum rappen
Doch meine Besinnung bleibt vage

Früher war das alles noch anders
es rieselte mehr Schnee herunter
überall waren Rosinen und Werte drin
alle waren froh und munter

Vom Himmel hoch da kam er her
Doch Weihnachten ist im Wandel
Der Retter vor zweitausendeinundzwanzig Jahren
Rettet nur noch den Onlinehandel

Das Türchen vom Kalender klemmt
Wir hören die Glocken läuten
Was sozial ist und wahr und gerecht
Wir rätseln was soll das bedeuten

Früher war das alles noch anders,
Es rieselte mehr Schnee herunter
Überall waren Rosinen und Werte drin
Alle waren froh und munter

In diesen Zeiten ist die Zeit relativ
Vielleicht geht morgen ein anderes Türchen auf
In der pandemiestillen Nacht
Gewinnt mein Schicksal einen Hundertmeterlauf

Heute Freunde wird’s nichts geben
Nur einen Sack voller Licht
Die schönsten Geschenke liegen nicht unterm Baum
Sondern sitzen bei mir dicht an dicht

Heute ist alles ganz anders
Es rieseln mehr Wünsche herunter
Da pick ich mir meine Rosinen raus
Das nächste Jahr wird froh und bunter

Bis jetzt war ich gelassen und ausgeglichen, habe noch nicht über mein linkes Knie gejammert, war nicht egoistisch und nicht kleinkariert, auf  nichts neidisch oder missgünstig. Ich war nicht emotional oder spontan. Ich habe noch keine Schokolade gegessen, war nicht eifersüchtig, habe noch nichts besser gewusst, keinen Alkohol getrunken, nicht telefoniert und kein Geld ausgegeben.

Wenn ich in einer Minute aufstehe und aus dem Fenster die Silvesterraketen bestaune, werde ich das alles sein und das alles tun. Außerdem werde ich endlich Stepptanz lernen, in viele Hauptstädte der Welt reisen, meinen Schreibtisch aussortieren, Unkraut nicht jäten, wieder mal abnehmen, schlecht Witze erzählen, mir die Haare färben und den Bart rasieren, ins Ballett gehen und Döner essen.

Wahrscheinlich werde ich einen jungen Mann verführen, eine Zigarre rauchen und ins Spielkasino gehen, Ballon fliegen, neue Freundschaften knüpfen, auf einer Jacht schippern und mit meiner Freundin in einem Matratzenlager in den Bergen übernachten. Ich werde oft einfach mitmachen, nicht jedem Ratschlag folgen und nicht alles glauben, wovon ich überzeugt bin.

Ich werde Konzerte geben in großen und kleinen Sälen, vor ganz großem und ganz kleinem Publikum und ab und zu Weltliteratur lesen. Ich werde immer emotional und warm spielen, wach und risikobereit aus dem lebendigen Moment schöpfen und außerdem jeden Tag einen Apfel essen.

Ich werde nicht fragen, was das letzte Jahr mir gebracht hat, sondern was ich ihm gebracht habe. Ich werde mein Leben so mit Leben füllen, dass Gesumm drin ist, dass Wärme und Gebrumm drin ist. Dass ich das Geräusch meiner Sinne höre und die Farben meiner Seele mein Herz mit Leben füllen, bis über den Rand hinaus.

Ich fange gleich damit an, hole mir Käse und Wein ans Fenster. Und mein Telefon. Und Schokolade.

Prost Neujahr!

Weg mit dem vielzu engen
Weg mit dem vielzu schweren
Werd‘ mich nicht reinzwängen
Werde es gern entbehren

Weg mit dem vielzu geplanten
Kleingestampften eingerahmten
Total verzahnten
Vielzu unspannenden

Stattdessen ein selbsternanntes
Vielgespanntes ohnebanges
Gerne vielzu lautes selbstgebrautes
Selbstgebautes großes neues Jahr

Jedenfalls nochvielgrößer
Als mein vielzu zartes
Vielzu altes letztes Jahr
War

Ich will
Leben Lust
Und etwas von
Der altmodischen
Romantik aus der Zeit
Als ein Konzertbesuch
Noch möglich war im
Getrubel meiner Töne zurück
Zu der aufregenden Zeit
Als ich leichte Tage nicht
Mit Grübeln verbogen
Habe zurück zum
Leben mitten in
Musikwiesen
Jeden Abend
Morgenrot
In mir